Philoktet in der Pasinger Fabrik // 26.03.2014

Unter der Regie von Maximilian Sachsse und in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Lichtbühne ist ein Stück entstanden, ein Potpourris, in dem bloßer, oberflächlicher Eklektizismus heterogene, aber unter dem Anstrich des kleinbündigen Politischen und Brisanten, Elemente versammelt, ohne auf ihre Herkunft oder ihr Funktionieren im Zusammenhang einer SPRACHE zu achten. Hierbei, auch wenn man von Resemantisierung – z. B. der Gelben Farbe in Anlehnung an die thailändischen „Yellow Shirts“ auf dem Gesicht des griechischen Chores – spricht, kommt dies in Wahrheit einer Desemantisierung gleich. Soll man nun glücklich sein, dass es im Zuschauerraum größtenteils Schüler eines hiesigen Gymnasiums saßen?

(mit nachträglichen Korrekturen)

7 Kommentare zu „Philoktet in der Pasinger Fabrik // 26.03.2014

  1. Meiner Meinung nach gleicht dieser Artikel einer absoluten Frechheit, den man bei weitem nicht als angemessene, professionelle Kritik bezeichnen/ verwenden kann. Nicht nur, dass extremst schlecht recherchiert wurde, nein, auch einige Fakten sind völlig falsch bzw aus dem Kontext gerissen. Zudem ist diese viel zu kurze Kritik völlig unverständlich formuliert, so dass einem unwissenden Leser keinesfalls klar werde könnte, was die Verfasserin mitteilen möchte.
    Zuersteinmal möchte ich einige Fehler aus dem Artikel von Julia Schiefer richtigstellen: Der Regisseur von „Philoktet“ heißt Maximilian Sachsse und das Ensemble Lichtbühne. (Nicht wie oben genannt Lichtspiele). Dann ist dieses Stück in keinster Weise für oder in Zusammenarbeit mit dem Ludwigsgymnasium München entstanden. Die Schüler der Q12 des Ludwigsgymnasiums haben zusammen mit ihren Deutschlehrern diese Aufführung besucht, um einen Einblick in eine von der klassischen Darstellung abweichenden Inszenierung zu erhalten.
    Bezüglich der gelben Farbe in den Gesichtern des griechischen Chors: Ursprünglich sollte die Farbe Gold sein. Da diese aber aufgrund der Beleuchtung der Bühne zu dunkel war, entschieden sich Darsteller und Regie für eine andere Farbe. Ihre Wahl viel auf die Farbe Gelb. Allerdings ist dies nicht der einzige Grund, warum diese Farb-Wahl getroffen wurde. Die Intentionen des Ensembles bezüglich der Farbwahl gehen noch weitaus vielschichter und tiefgründiger, als oben beschrieben. Da hätte es sich doch gelohnt bei der Beantwortung der Farbwahl-Frage durch Regie und Darsteller ein wenig genauer hinzuhören.
    In „Philoktet“ wird das Thema Krieg und Auseinandersetzungen von Beginn an stark thematisiert. Dabei spielt der griechische Chor, dargestellt von zwei Männern und einer Frau, eine wichtige Rolle. Ihre Funktion ist es, die Zuschauer im Stil eines modernen Talkshow-Moderators mit Bewegung, Musik und einem Lächeln auf dem Gesicht von den grausamen Inhalten ihrer Worte abzulenken. Also der Chor versucht den Zuschauer durch die Art seines Auftretens den Krieg positiv darzustellen und schön zu reden.
    Tatsächlich ist die Farbe gelb eine Anlehnung an die thailändischen „Yellow Shirts“. Die „Yellow Shirts“ repräsentieren mit ihrer Farbwahl ihre Nähe zum König (Gelb ist die Farbe des Königs) und sozusagen die alten Eliten. Der Chor repräsentiert bei „Philoktet“ die keinesfalls unabhängige Berichterstattung der Medien. Die Menschen erfahren nicht um die wirklichen Umstände des Machtkampfes zwischen „Yellow Shirts“ und „Red Shirts“. Die Berichterstattung diene der Manipulation der Bevölkerung zugunsten einer der beiden großen Gruppierung in Thailand.
    Ganz klar ist, dass es sich bei dieser Inszenierung von „Philoktet“, nicht um eine klassische Darstellung des Klassikers von Heiner Müller handelt, sondern um ein von Regie und Darstellung entwickeltes Stück: Philoktet ist eine Frau, sexuelle Spielereien zwischen Odysseus und Neoptolemos (ebenfalls durch eine Frau dargestellt), die Darstellung der Speere und der Bogen mit den unfehlbaren Pfeilen durch echte Kalaschnikows, sowie ein Chor, der die „blutige Parabel über Lüge und Macht“ durch sein Auftreten verstärkt.

    Mit freundlichen Grüßen, S.

  2. Zu der gestern veröffentlichten Kritik an „Philoktet“ in der Pasinger Fabrik nehme ich wie folgt Stellung:

    Gestern Abend fand in der Pasinger Fabrik die Premiere von Heiner Müllers Stück „Philoktet“ unter der Regie von Maximilian Sachsse statt, präsentiert von einem Münchner Ensemble.

    Es handelt sich dabei um die „Lichtbühne“, nicht um die, wie im obigen Text deklarierten, „Lichtspiele“.

    In den en Masse ausgelegten Programmheften ist dies, sowie die richtige Schreibweise des Namens von Regisseur Maximilian Sachsse aufgeführt und hätte einfach nur richtig übernommen werden müssen.

    Desweiteren ist der Autorin offensichtlich nicht bewusst, dass es sich gestern um eine offizielle Veranstaltung handelte und der Dialog zwischen Schauspielern und Schülern des Ludwigsgymnasiums aus reiner Kulanz des Teams zustande kam.

    Die Fragerunde stand zudem auch dem Rest des Publikums offen und wurde von diesem auch genutzt.

    Das Projekt an sich hatte nichts mit dem Ludwigsgymnasium zu tun und ist nicht „nur und extra für das und mit dem Ludwigsgymnasium erdacht“ , sondern in langer Arbeit vom Ensemble Lichtbühne für ein breites Publikum konzipiert worden.

    Sich über das fehlende „Funktionieren im Zusammenhang einer SPRACHE“ zu echauffieren, dabei aber auf primitivste formale Mittel wie der Großschreibung („SPRACHE“) zurückzugreifen,
    um seinen Inhalten Aussage zu verleihen, während gleichzeitig in besagtem Satz das Verb fehlt, ist peinlich.

    Anscheinend hat die Verfasserin des Artikels sich weder mit ihrem eigenen Text, noch mit der gestrigen Aufführung beschäftigt, die sie so arrogant als desemantisch bezeichnet.

    Die Tatsache, dass eine Schülerin in ihrem Kommentar (siehe Oben) mehr vom, ausführlich durch Chor und Regie-Assistent Wolf Romberg erklärten Regiekonzept, zu verstanden haben scheint, als die Kritikerin selbst, lässt stark an deren Berechtigung zum öffentlichen Verfassen einer Theaterkritik zweifeln.

    Die offensichtlich fehlende Konzentration beim Schreiben und die nicht vorhandene Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit, die Aufführung betreffenden Fakten, lässt auch auf eine fehlende Reflexion der Inhalte schließen.

    Zudem stellt sich mir die Frage, welche Schlüsse das Team der Lichtbühne aus einer derart destruktiven und unzusammenhängenden Kritik ziehen soll, um künftige Inszenierungen zu verbessern.

    Die Kritik zu „Philoktet“ entspricht weder der Wertschätzung für die Regiearbeit Maximilian Sachsses, noch der für die Leistung des gesamten Teams der Lichtbühne, die diese verdient haben, sondern ist zudem unseriös recherchiert, nicht überarbeit und absolut unprofessionell.

    Heiner Müller würde sich im Grab umdrehen.

    Aus diesem Grund bitte ich sie, den Artikel umgehend zurückzuziehen.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Jessica Zanner, Schülerin des Ludwigsgymnasiums

  3. Liebe Jessica, ich kann deinen Unmut verstehen aber diese Kritik wird aus mehreren Gründen nicht gelöscht. Erstens leben wir im Land der Pressefreiheit, sodass jeder über alles schreiben kann. Zweitens: Wäre diese Kritik gedruckt worden könnte man sie auch nicht einfach so löschen und Drittens würden wir mit einer Löschung von Kritiken unsere eigene Glaubwürdigkeit verlieren. Ich stimme einigen deiner Gedanken durchaus zu, trotzdem gab es dafür eine Pressekarte also auch eine Kritik. Wir hatten diese Situation hier schon öfters und wir haben nie Kritiken gelöscht und werden es auch diesmal nicht tun. Zudem finde ich es sehr spannend, wenn hier ein Forum der Diskussion entsteht, welches uns und auch euch helfen kann. Ich finde es sehr gut, dass du diesen Kommentar geschrieben hast und es nicht auf dir sitzen lässt. Wie gesagt, wenn wir jede Kritik zurückziehen würden über die sich Leser bzw. Künstler beschweren, würden wir unsere eigene Glaubwürdigkeit verlieren und würden zudem eine Zensur einführen. Das entspricht aber in keinster Weise mehr unserem Zeitgeist.

    Mit freundlichen Grüßen
    Marie Golüke

  4. So, jetzt reicht’s aber mal. Wir reden jetzt bitte normales Deutsch und hören auf irgendwelche Fremdwörter zu benutzen, mit denen man nicht umgehen kann. (siehe die Kritik- Anmerkung einer Deutschlehrerin)

    Hier meine Anmerkung:

    Ich finde es wirklich eine gute Idee im Internet eine Plattform für Theaterkritiken zu schaffen, leider Gottes setzt sowas aber voraus, dass man wirklich geistig und intellektuell in der Lage ist solche zu schreiben. Was also ist eine berechtigte und gute Kritik?
    Die Kritik sollte objektiv bleiben, das Theaterstück und die Arbeit dahinter wertschätzen und anerkennen (auch wenn man es nicht gut fand, sollte man Respekt vor der Leistung haben). Eine Kritik sollte anschaulich und ausreichend ausgeführt sein (d.h. man wirft nicht irgendwelche beleidigenden Thesen in den Raum und führt sie nicht weiter aus). Das bedeutet, dass der Kritiker sich mit dem Stück wirklich auseinander gesetzt hat und wahre Fakten hat auf die er sich beziehen kann- Recherche ist das a und o. Außerdem sollte man in der Lage sein sprachlich seine Kritik zu legitimieren- wer nimmt bitte eine derart ausfallende Kritik ernst, wenn der Autor nicht mal grundlegende Sachen, wie Grammatik, Orthographie und Interpunktion beherrscht (oder den richtigen Umgang mit Fremdwörtern)?

    Es tut mir wirklich leid, aber ich bin gerade mal 18 Jahre alt, gehe hobbymäßig ins Theater (und spiele selber), habe mich genau 45 min. mit Philoktet beschäftigt und trotzdem hab ich anscheinend mehr Ahnung als eine Theaterwissenschaftsstudentin. Wie traurig ist das bitte? Ist es so schwer sich 2 Minuten zu nehmen um wenigstens grundlegendes wie Namen oder Fakten rauszusuchen? Wenn man bedenkt, dass man am Eingang von einem netten jungen Herren das Programmheft in die Hand gedrückt bekommen hat, lag es also nicht an mangelnden Informationen oder unzureichender Recherche sondern schlichtweg an Faulheit und/oder Inkompetenz.

    Selbst wenn man das Stück nicht gut gefunden hat, würde kein professioneller Kritiker in so einer Ausdrucksweise und herabwürdigenden Sprache seinen Missmut zum Ausdruck bringen. Sorry, ich finde die ganze Idee nett aber wenn wir schon auf dem „was wäre wenn“ Niveau sind („Wäre diese Kritik gedruckt worden könnte man sie auch nicht einfach so löschen“) aber wenn der Verfasser ein seriöser Kritiker gewesen, dann wäre es erst gar nicht zu so einem geistigen Kuhfladen gekommen.

    Man würde an eurer Glaubwürdigkeit zweifeln, wenn ihr den Post löschen würdet? Wie soll man euch denn ernst nehmen bzw. eure Kritik ernst nehmen, wenn ihr es nicht mal schafft den Namen des Regisseurs oder des Ensembles richtig zu schreiben?!

    Diesen Post zu löschen hätte nichts mit Zensur zu tun sondern würde das Internet um einen hirnlosen, unbegründeten Kommentar erleichtern. Ich sehe hier keinen Unterschied zu diversen Facebook- Diskussionen, in denen sich irgendwelche Fremde kindische, verletzende und hirnlosen Sachen an den Kopf werfen nur weil sie Anonym sind.
    Diese Seite hat eine super Idee, die sie vermitteln möchte, leider scheitert es daran, dass irgendwelche Studenten, die anscheinend keine Ahnung von nichts haben hier ihren Mist abgeben (ich spreche hier vom Verfasser der Philoktet „Kritik“; ich beziehe mich nicht auf den restlichen Inhalt des Blogs,weil ich ihn mir nicht durchgelesen habe.)

    In dem Sinne:
    Get your Facts straight, lerne konstruktive Kritiken zu schreiben oder noch besser: lass es einfach ganz.

    Liebe Grüße,
    der Postmigrant

  5. Lieber Postmigrant,

    nur noch zwei Sachen von meiner Seite aus, betreffend den Blog. Erstens solltest du dir vielleicht auch mal die anderen Kritiken auf diesem Blog durchlesen um dir ein Urteil zu bilden. Zweitens: Wenn wir eh keine Glaubwürdigkeit haben warum regt ihr euch dann so über die Kritik auf? Man kann es ja eh nicht ernst nehmen. Ich verstehen euren Unmut über manche Aspekte aber wie ihr schon sagt sollte man sich das Ganze anschauen um sich ein Urteil darüber zu bilden.
    Ich spreche hier rein über den Blog als solches und nicht über die eine Kritik, da ich sie nicht verfasst habe. Da es aber mein Blog ist, kann ich es mir nicht verkneifen ein Statement dazu abzugeben.Die Idee ist gut und der Blog hat schon manche Diskussionen ausgelöst in seinen 3 Jahren und da ich an meine Prinzipien festhalte, wird diese Kritik nicht gelöscht allein schon aus dem Grund, da mir gesagt wurde, dass sie auch einige Leute gut fanden.
    Und naja es macht sich ja auch keiner Mühe all die sinnlosen Facebook-Posts zu löschen 😉

    Liebe Grüße Marie

  6. Zuerst möchte ich ebenfalls Eure Waffen gegen Euch kehren, denn außer durch die bloße Geste eines langen Textes zeigt keiner der Kommentierenden Respekt vor meiner Kritik – oder irgendwelche Bemühungen, meine Kritik zu verstehen (wenn das der Maßstab von Kritik sein soll). Außerdem kann ich in fast keinem der Kommentare feststellen, dass jemand sich um dieses Stück ernstlich bemüht hätte. Demgemäß muss ich noch draufsetzen, dass diese Diskussion wenig von Stellungnahmen zum Stück (außer der von S.) als von Durchsetzungsbedürfnis, Interessenswahrung und Anfeindungen getragen wird.
    Warum ist da nun gelbe Farbe auf den Gesichtern des Chores? Der Chor nimmt im klassischen Theater die Stellung einer überpersonalen Instanz ein. Dies mit modernen Medien zu vergleichen, ist, glaube ich, nicht abwegig, jedenfalls von einer funktionalen Bestimmung her mehr als nachvollziehbar.
    Aber den Chor mit einer politischen Gruppierung zu verknüpfen, ist fahrlässig. So können die „Yellow Shirts“ nur dann begriffen werden, wenn man die Gegenbewegung der „Red Shirts“ mitdenkt. Insofern sind hier Agenten einer politischen Konstellation aus einer dem Stück fremden Umgebung mit einem künstlerischen Mittel (dem Chor) kurzgeschlossen worden. Also, jenseits dieser (systematischen) Asymmetrie: wo ist die Stimme der Redshirts geblieben? Sie bleibt notgedrungen stumm und abgewürgt.
    Ähnlich verhält es sich auch mit der Ersetzung der Bögen durch Kalashnikovs. Warum die Ersetzung des einen durchs andere? Nur um einen Bezug zur Moderne herzustellen? Die künstlerische Umdeutung in der Ersetzung der Waffen versandet im Unverständlichen; verleitet sogar zur Annahme, dass hier einfach nur einer theaterkonformen Routine gedient wird, der nämlich, unbedingt ein Stück in einen gegenwärtigen Kontext zu stellen, ohne genau hinzuschauen, was mit der Verschiebung erzielt wird. Heiner Müller hingegen wählte noch in der Mitte des zwangigsten Jahrhunderts den klassischen Bogen als Waffe. Es ist von der Regie doch ein starkes Zeichen, den zu ersetzen. Die Bedeutung dieser Ersetzung bleibt, meinem Verständnis nach, jedoch in der Luft hängen, selbst nach der Erklärung der Regie. Deswegen spreche ich von einer mißglückten Resemantisierung, die einer Desemantisierung gleichkommt.

    Abschließend möchte ich mich bei Regie, beim Emsemble und allen anderen Beteiligten für die Rechtschreibfehler entschuldigen. Dies war von meiner Seite her fahrlässig, und ich kann nur das Versprechen hintan schicken, dass dies nicht mehr passieren wird.

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